@ra-raisch, @Merilix
Ich stimme natürlich völlig zu, aber ich muss Schmelzer insoweit Recht geben, dass eine einfachere Rechnung durchaus seine Berechtigung hätte. Soweit ich es verstehe, wird aber die Rechnung nach der Äthertheorie auch nicht einfacher.
Allerdings habe ich nicht behauptet, dass die Rechnungen einfacher würden. Die Verwirrung würde geringer werden, die Fehler wegen falscher Intuitionen würden seltener werden, und sicher würden auch viele reale Rechnungen einfacher werden, einfach weil alle alles nur wie in der klassischen Physik in einem einzigen absoluten Ruhesystem rechnen würden, statt völlig umsonst mehrfach Lorentztransformationen durchzuführen. Betrifft aber nicht die Mathematik selbst, sondern die menschliche Verwirrung, die die nicht-intuitive Raumzeitinterpretation schafft.
Beim Lorentzäther ergeben sich Längenkontraktion und Zeitdilatation nicht direkt aus der Theorie. Es ist vielmehr so, dass sie gefittet wurden, sodass eine Bewegung relativ zum Äther experimentell nicht feststellbar ist.
Das ist ein historischer Zufall, der irrelevant ist. Lorentz hatte außerdem eine Erklärung: Wenn Festkörper durch elektromagnetische Kräfte zusammengehalten werden, dann müssen die Gleichungen für Festkörper auch dieselbe Symmetrie haben wie die Maxwellgleichungen, und damit Lorentzinvariant sein. Der Rest ist dann einfache mathematische Herleitung.
Damit ist der Äther ein unnötiges Artefakt der Theorie, wenn man zusätzlich bedenkt, dass sich Längenkontraktion und Zeitdilatation auch ganz problemlos aus dem Relativitätsprinzip herleiten lassen (natürlich unter der Annahme der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit).
Nunja, welche Annahme ist natürlicher? Dass Festkörper von EM Kräften zusammengehalten werden, oder diese seltsame Annahme der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit?
Die Aussage „die Naturgesetze sind so gestaltet, dass sie die Interpretation Lorentzäther zulassen“ ergibt sich aus heutiger Sicht nur noch aus der mathematischen Äquivalenz zur SRT, nicht aus einer physikalisch sinnvollen Interpretation.
Der Lorentzäther ist durchaus eine physikalisch sinnvolle Interpretation, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass man, um die Raumzeitinterpretation zu retten, sowohl Realismus als auch Kausalität aufgeben muss, weil man ansonsten die Bellschen Ungleichungen herleiten kann, die nun einmal experimentell widerlegt wurden.
Sprich: Die Theorie des Äthers als solches ist aufgrund der Existenz einer Theorie mit weniger Zusatzannahmen, die zudem vollends experimentell überprüfbar ist, einfach raus aus dem Rennen. Was isr daran so schwer einzusehen?
Es ist einfach zu verstehen, aber halt falsch. Was die experimentelle Überprüfbarkeit betrifft, gibt es ja (von Bells Theorem abgesehen) keine Unterschiede, das "vollends experimentell überprüfbar" ist also daneben.
Vor allem, der Lorentzäther hat erhebliche Vorteile bei der Quantisierung. Er ist kompatibel mit den realistischen Interpretationen der QT und macht die QT damit auch intuitiv viel besser verständlich. Die ART ist an der Quantisierung gescheitert, während Quantentheorie für die Festkörperphysik Standardphysik ist.